Welterbe: Jüdisch-Mittelalterliches Erbe in Erfurt von UNESCO ausgezeichnet

Das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt gehört seit heute zum Welterbe. Das beschloss das zuständige UNESCO-Komitee soeben auf seiner aktuellen Tagung in Riad, Saudi-Arabien. Die Alte Synagoge, die Mikwe und das Steinerne Haus, ein historisches Wohngebäude, in Thüringens Landeshauptstadt bilden damit die 52. Welterbestätte in Deutschland.

Das jüdische Erbe Erfurts war lange Zeit überbaut und fast vergessen, doch in den letzten Jahrzehnten wurde in Thüringen die vollständige Infrastruktur einer jüdischen mittelalterlichen Gemeinde erschlossen. Die Alte Synagoge gilt heute als eine der ältesten erhaltenen in Europa. Ihre Geschichte lässt sich bis ins späte 11. Jahrhundert zurückverfolgen. Nach einem verheerenden Pogrom im Jahr 1349 wurde das Gotteshaus zuerst als Lager, später als Gastwirtschaft genutzt und überdauerte so die Jahrhunderte, bis es 1988 wiederentdeckt wurde.

 

Auch die Erfurter Mikwe geriet in Vergessenheit. Ihre älteste Mauer stammt vom Anfang des 12. Jahrhunderts. Als 1452 die zweite jüdische Gemeinde vertrieben wurde, die nach dem Erfurter Pogrom in der Stadt Fuß gefasst hatte, schüttete man das Wasserbecken zu und nutzte das Ritualbad als Keller. Nur einem Zufall war es zu verdanken, dass die Mikwe 2007 wieder zum Vorschein kam. Mit dem Steinernen Haus gehört auch ein Profanbau zum neuen Welterbe. Dass in dem um 1200 errichteten Gebäude eine jüdische Familie wohnte, ist nicht an der Architektur zu erkennen, lässt sich aber den mittelalterlichen Steuerlisten entnehmen. Das legt nahe: Jüdische und christliche Familien lebten in Erfurt nicht nur Tür an Tür, sondern teilten auch eine gemeinsame Wohnkultur.

 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission.

Unter  sind  weitere Angaben zur Sitzung des Welterbekomitees sowie Bilder des neuen Welterbes in Erfurt zu finden.

 

Bild zur Meldung: Alte Synagoge Nordfassade c_Pro Denkmal.jpg