40 Jahre UNESCO-Club Kettwig e.V.

03.06.2021

40 Jahre besteht der UNESCO-Club Kettwig e.V. in diesem Jahr.

 

Grund genug, auf die Anfänge zurück zu blicken. 

 

Begonnen hat alles im April 1980. 50 Frauen des Kettwiger Turnvereins 1870 unternahmen mit Gisela Butgereit eine Reise nach Paris. Damals ahnte wohl keine der Teilnehmerinnen, dass daraus einmal eine Gemeinschaft erwachsen würde, die über vier Jahrzehnte und darüber hinaus Bestand haben sollte.

 

Auf dem Programm stand u.a. ein Besuch bei der UNESCO, der Sonderorganisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Während der Besichtigung bekam die Gruppe auch eine Einführung in das „Co-action“-Partnerschaftsprogramm der UNESCO. Dies bot die Möglichkeit, sich an einem konkreten Projekt vorwiegend in den ärmsten Ländern der Erde zu beteiligen. Die Idee „Entwicklung durch Selbsthilfe und Partnerschaft, aber nicht durch Wohltätigkeit“ sollte sowohl dem Spender als auch dem Empfänger den Grundgedanken der UNESCO von internationaler Verständigung, Zusammenarbeit und Frieden näher bringen.

 

Von diesem Programm war die Gruppe so beeindruckt, dass auf der Rückfahrt der Entschluss gefasst wurde, sich auch in Kettwig für solche Projekte zu engagieren. Hannelore Grüter, die damals die Initiative ergriffen hatte, in Deutschland UNESCO-Clubs zu gründen, bestärkte uns bei unserem Vorhaben.

 

Am 20. Januar 1981 setzten Gisela Butgereit, Marlene Edelkott-Kühnel, Maria Hicking, Cilli Hoops und Christa Neumann das Vorhaben in die Tat um und gründeten den UNESCO-Club Kettwig mit dem Ziel: sich für die Anliegen der UNESCO einzusetzen und den UNESCO-Gedanken

 

„Da Kriege im Geist der Menschen entstehen,
muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“

 

in der Bevölkerung zu verbreiten, und für Verständnis anderer Kulturen der Welt sowie Respekt und Toleranz gegenüber dem Anderssein zu werben und möglichst vielen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

 

Die meisten Teilnehmerinnen der Parisreise traten dem Kettwiger Club „Frauen für den Frieden“, wie er damals hieß, bei. So erklärt sich, dass anfangs ausschließlich Frauen zu den Mitgliedern zählten. Dies hat sich erfreulicherweise im Laufe der Zeit gewandelt. Heute sind wir der mitgliederstärkste UNESCO-Club in Deutschland, Mitglied im Weltverband der UNESCO-Clubs (WFUCA) und im Netzwerk der UNESCO-Club-Bewegung in Deutschland, dem Forum, dessen Vorsitz wir in diesem Jahr übernehmen werden.

 

Zu Beginn der Vereinsarbeit fehlten geeignete Räumlichkeiten für die monatlichen Zusammenkünfte. Erst Pfarrer Hans-Hermann Blettgen ermöglichte uns einen festen Treffpunkt. Zunächst im Wichernhaus und später im ev. Gemeindezentrum in der Kirche am Markt in Kettwig. Dafür sind wir der evangelischen Kirchengemeinde Kettwig bis heute sehr dankbar. Es gab noch keinen Basar und keine Kettwiger Meile. So sammelten wir Trödel und verkauften ihn beim Sommerfest an der Gruga. Selbsthergestellte Handarbeiten wurden auf dem Kettwiger Weihnachtsmarkt angeboten, die zuvor im Basarkreis (heute Kreativkreis) unter der Leitung von Beate Powierski und später von Heide Zimmermann angefertigt wurden.

 

Dass wir uns später mit einem Stand bei den Meilenfesten präsentieren konnten, verdanken wir Peter Hoffmann, damals Kettwig-Koordinator, und dem Heimat- und Verkehrsverein Kettwig. Auch von anderen Vereinen und Einrichtungen gab es Unterstützung für unsere Projekte. Der FSV Berleburg und der FSV Kettwig richteten Benefizspiele für uns aus. Die Schauspieler vom Theater Thest und das Kleine Theater Essen verzichteten bei ihren Veranstaltungen im „Alten Bahnhof“ auf ihre Gage. Ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten unserer Mitglieder erfreute sich großer Beliebtheit. All diese und weitere Aktionen dienten dazu, Gelder für unsere Projekte zu generieren.

 

So konnte mit unserer Hilfe im Senegal ein Ausbildungszentrum in Bakel entstehen, in Peru eine Schulbücherei eingerichtet und in Togo und Tansania Schulen und Kindergärten gebaut und möbliert werden; in Kalkutta Nachtunterkünfte und ein Ausbildungscenter für in Not geratene junge Mädchen und Frauen.

 

In Sri Lanka unterstützen wir bis heute das Projekt Navajeevana, es zielt auf Vorsorge, Versorgung und Rehabilitation behinderter Kinder und Erwachsener. Das Sanitätshaus Szabo spendete hierfür zahlreiche Gehhilfen, die von Ananda Ratnayake nach Sri Lanka gebracht wurden. Einige unserer Mitglieder haben das Projekt schon besucht.

 

Für das UNESCO-Hilfsprogramm Tschernobyl bemalten Kinder des Malateliers Vasata und des ev. Kindergartens an der Corneliusstraße Stofftaschen, die man dann gegen eine Spende erwerben konnte. In Kettwig haben wir der Außenwohngruppe des Kinderheim St. Josefshaus nach der Brandkatastrophe Ende 1999 einen Computer und Lernsoftware gespendet.

 

Im Laufe der Jahre sind weitere Projekte hinzugekommen, die der UNESCO-Club Kettwig dauerhaft fördert.

 

So unterstützen wir das Projekt Form in Tansania, das eine Internatsschule erbaut und bereits kurz vor der Vollendung steht.

 

Nach der Naturkatastrophe in Haiti nahmen wir Kontakt zum Don Bosco Gymnasium in Essen auf, das ein Projekt der Salesianer in Haiti fördert. Hier überweisen wir regelmäßig Gelder, um Werkzeug für Haiti zu beschaffen, damit junge Menschen lernen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

 

Neben der Förderung der Projekte wurden weitere Aktionen initiiert. Zum internationalen Jahr des Delphins führte unser Club einen Malwettbewerb für Kinder im Alter bis zu 11 Jahren durch. Der damalige stellvertretende Leiter des Kinderheims, Ralf Kuhlmann, war uns bei der Vorbereitung und Durchführung eine große Hilfe, ebenso wie Sabine Moseler-Worm und Mitglieder des VHS-Malkreises. Dank Michael Kleine-Möllhoff, Leiter der Sparkasse Kettwig, konnten die Kunstwerke zwei Wochen lang in der Sparkasse ausgestellt werden.

 

Ein weiteres Projekt unseres Clubs war die Anschaffung der AGENDA 21-Box. Die Materialien der Box geben eine Einführung in das Konzept der nachhaltigen Entwicklung und befassen sich mit den Themen Ernährung, Kleidung und Textilien, Mobilität sowie Bauen und Wohnen. Sie wurde in Kettwiger Kindergärten eingesetzt und letztendlich dem Kinder- und Familienzentrum auf der Höhe übergeben.

 

Der UNESCO-Club bietet auch die Möglichkeit, sein eigenes Wissen zu erweitern. Dazu tragen zahlreiche Vorträge bei den monatlichen Clubtreffen, sowie Museums-, Konzert- und Theaterbesuche ebenso bei, sowie die Reisen zu Welterbestätten der UNESCO.

 

Durch die Vielzahl der technischen Möglichkeiten, z.B. Internet und Smartphone, wird die ehrenamtliche Tätigkeit in der Clubarbeit heute wesentlich erleichtert. Doch vom Anfang bis heute ist die tatkräftige Unterstützung unserer engagierten Mitglieder Hauptgarant für die erfolgreiche Arbeit im UNESCO-Club Kettwig. So ist es gelungen, über die 40Jahre hinweg Freundschaften zu formen, die sich über die Clubarbeit hinaus bewähren.

 

Vieles wurde von unserem Club in den vergangenen Jahren angestoßen und auf den Weg gebracht, was heute noch Bestand hat und erfolgreich weitergeführt wird.

 

Nun hoffen wir zuversichtlich, dass unsere Jubiläumsfeier wie geplant am 24. Oktober 2021 im Alten Bahnhof stattfinden kann.

 

Marlene Edelkott-Kühnel
Ehrenvorsitzende des UNESCO-Club Kettwig

 

Bild zur Meldung: Logo UNESCO-Club Kettwig e.V.