Neujahrsschreiben der Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission

          -  gekürzte Fassung  -

 

Liebe Mitglieder der Deutschen UNESCO-Kommission und unserer Gremien,

liebe Partnerinnen und Partner aus den UNESCO-Netzwerken,

für das neue Jahr 2023 wünsche ich Ihnen alles Gute, Zuversicht und Gesundheit. Ein Jahreswechsel gibt Anlass, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, und zugleich einen Blick auf das zu werfen, was vor uns liegt – mit allen Ungewissheiten, die uns das Jahr 2022 gelehrt hat. Vor einem Jahr hätten wir uns nicht vorstellen können, dass 2022 von einem brutalen Angriffskrieg in Europa überschattet sein würde.  Gleichwohl blieb unser Jahresthema – unter neuen Vorzeichen – aktuell: „Gemeinsam für den Wandel. Verantwortungsvolles Handeln in internationalen Partnerschaften“.

 

In diesem Sinne war das Jahr 2022 vor allem geprägt von insgesamt fünf Weltkonferenzen. Diese stehen allesamt für ein gestärktes Bewusstsein darüber, dass wir globale Herausforderungen nur gemeinsam lösen können – mit starken Netzwerken und internationalen Kooperationen. Eine der Weltkonferenzen in 2022 möchte ich besonders hervorheben: Die Kulturkonferenz MONDIACULT, die in ihrer Abschlusserklärung Kultur als öffentliches Gut anerkennt und einen Platz für Kultur in der Post-2030-Agenda fordert. Mit ihrem MONDIACULT-Side-Event zu „Fair Culture“ hat die Deutsche UNESCO-Kommission einen weithin wahrgenommenen Akzent gesetzt. Mit „Fair Culture“ wollen wir kulturelle Wertschöpfungsketten nachhaltiger und fairer gestalten, Marktzugänge für Kunst- und Kulturproduktion aus dem Globalen Süden ebenso wie Mobilität weiter verbessern. Auch die Weltkonferenz zu frühkindlicher Bildung hat erfreulicherweise Impulse aus Deutschland in der Abschlusserklärung aufgenommen. Das sind Zeichen dafür, dass wir als ein starker Partner auf internationaler Ebene wahrgenommen werden.

 

2022 war auch ein Jahr bedeutender Jubiläen: Die wegweisende Welterbekonvention zum Schutz für Natur- und Kulturerbe ist 50 Jahre alt geworden. Das nahmen wir als Anlass für eine gemeinsame Veranstaltung mit der Universität Heidelberg. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des UNESCO-Programms „Memory of the World“ (MoW), das Weltdokumentenerbe, organisierten wir ein Symposium im Kloster Lorsch. Sein 30-jähriges Bestehen konnte außerdem das UNESCO Chairs Programm feiern, welches wir mit einem internationalen Lehrstuhltreffen in Jena würdigten. 

 

2022 war auch ein Jahr, in dem unsere Netzwerke weiter gewachsen sind und neue Initiativen entstanden sind. Die Biosphärenreservate haben mit ihrer Imagekampagne „Verrückt auf morgen“ und deren Abschlussveranstaltung im Deutschen Bundestag unter Beweis gestellt, dass sie wahrhaft Modellregionen für nachhaltige Entwicklung sind. Im Rahmen des Netzwerks der UNESCO-Projektschulen wurde außerdem das Projekt „Young Climate Action for World Heritage“ ins Leben gerufen. Schülerinnen und Schüler aus den Projektschulen erforschen an UNESCO Welterbestätten Auswirkungen des Klimawandels sowie konkrete Lösungen für dessen Eindämmung. Diese Beispiele zeigen, wie sehr die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 die Arbeit der UNESCO Netzwerke in Deutschland prägt.

 

Doch wie bereits erwähnt, gab es im Jahr 2022 nicht nur Gründe zum Feiern. „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden“ – die Leitidee der UNESCO gewann traurige Relevanz und Aktualität. Umso wichtiger war es, sich gemeinsamer Werte bewusst zu sein und für diese im Schulterschluss mit vielen europäischen Nationalkommissionen einzutreten. Im Bereich der UNESCO-Projektschulen haben wir in enger Abstimmung mit der ukrainischen Nationalkommission das Recreation-Projekt aus der Taufe gehoben, welches für ukrainische Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit bietet, in Gastfamilien und an UNESCO-Projektschulen schulische und außerschulische Erfahrungen in Deutschland zu sammeln.

 

Viele dieser Erfahrungen und Ereignisse des letzten Jahres sind in unser neues Jahresthema eingeflossen: Wir wollen gemeinsam die „Grundlagen für Frieden und Freiheit stärken“.

 

Besonders freuen wir uns, dass wir in diesem Jahr den UNESCO Welterbetag am 04.06.2023 in Weimar feiern können, welches selbst mit seiner Welterbestätte „Klassisches Weimar“ seit 25 Jahren auf der Welterbeliste aufgenommen ist. Der Fachbereich Welterbe engagiert sich in diesem Jahr insbesondere für die Nachhaltigkeit an Welterbestätten. Den Beitrag zu nachhaltigem Zusammenleben und Lernen, den das immer stärker zusammen wachsende Netzwerk der creative und learning cities leistet, möchte ich an dieser Stelle besonders betonen. Mit Spannung erwarten wir 2023 auch den Weltbildungsbericht mit dem Schwerpunktthema „Technologie und Bildung“.

 

An dieser Stelle möchte ich Sie auf einen wichtigen Termin hinweisen: Am 27. Juni 2023 findet unsere Mitgliederversammlung erstmals in unserer neuen Liegenschaft in Bonn statt. Bitte merken Sie sich diesen Termin vor, welcher bereits im Protokoll der letzten Mitgliederversammlung angekündigt wurde. Eine formelle Einladung dazu folgt in Kürze. Beachten Sie, dass dann auch die Wahlen für die Mitgliedschaft in der Deutschen UNESCO-Kommission abgehalten werden. In den kommenden Tagen werden wir weitere Informationen zu den Wahlen auf unserer Webseite bekannt machen. Die diesjährige öffentliche Versammlung wird einen Tag vorher, am 26. Juni 2023, im Universitätsclub Bonn unter dem Thema „Bildung für Frieden?“ stattfinden.

 

Ich wünsche Ihnen allen für das Neue Jahr Gesundheit und Erfolg und blicke mit Zuversicht auf 2023. Zum Schluss danke ich Ihnen allen, dass Sie sich mit uns dafür einsetzen, die Grundlagen für Frieden und Freiheit zu stärken.

Mit herzlichen Grüßen Prof. Dr. Maria Böhmer